“Robert Macaire”, ein Meisterwerk des frühen Kinos aus dem Jahr 1911, entführt uns in eine Welt voller romantischer Intrigen, komödiantischen Chaos und düsterer Verbrechen. Der Film, inszeniert von dem legendären Louis Feuillade, basiert auf dem gleichnamigen Roman von Pierre Émile Bataille. Er zeichnet ein fesselndes Bild des Pariser Untergrunds zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in dem sich der charismatische Gauner Robert Macaire durch die engen Gassen und Hinterhöfe schleicht, immer auf der Suche nach dem nächsten Coup.
Eine Geschichte voller Wendungen: Der Charme des Schlitzohrs
Die Handlung von “Robert Macaire” dreht sich um den gewieften Betrüger Robert Macaire, gespielt vom begabten Schauspieler René Alexandre. Macaire ist ein Meister der Verkleidung und Manipulation, der mit seinem charmanten Lächeln und seiner geschliffenen Sprache die Herzen der Frauen erobert und gleichzeitig ihre Taschen plündert. Er lebt in einer Welt, in der Moral nur ein Spielzeug ist, und wo er sich stets einen Schritt voraus seinen Verfolgern hält.
Doch Macaires Leben nimmt eine unerwartete Wendung, als er sich in die junge und schöne Lucienne verliebt. Luciennes Familie gehört zur Oberschicht, und ihr Vater, ein renommierter Banker, misstraut sofort dem charismatischen, aber mysteriösen Macaire. Der Konflikt zwischen Liebe und krimineller Vergangenheit setzt Macaires Welt durcheinander.
Schauspielerische Brillanz und visuelle Innovation:
Neben René Alexandre glänzt der Film mit einem starken Ensemble bekannter Schauspieler: Suzanne Grandais als Lucienne, Jean Ayme als Commissar Levalois, und Édouard de Max als Monsieur Dupuis. Feuillade gelang es, die Talente seiner Darsteller optimal einzusetzen und sie in ein komplexes Geflecht aus
Intrigen, Liebesdramatik und Action zu verstricken.
“Robert Macaire” gilt als wegweisend für seine Zeit, vor allem wegen seiner innovativen Kameraführung. Feuillade experimentierte mit verschiedenen Perspektiven und Lichtverhältnissen, um die düstere Atmosphäre des Pariser Untergrunds einzufangen. Die Szenen im “Moulin Rouge” – dem berüchtigten Nachtlokal – sind besonders bemerkenswert: Hier tanzen
Halbmondlicht durch das Rauchgewirr, während Macaire seine
Latest Scheme vorantreibt.
Ein Blick in die Vergangenheit:
Die Filmindustrie des Jahres 1911 befand sich noch in ihren Kinderschuhen. Die Filme waren stumm und schwarz-weiß, die Laufzeit betrug meist nur wenige Minuten. “Robert Macaire” jedoch brach mit diesen Konventionen: Mit einer Länge von über 45 Minuten war er für seine Zeit außergewöhnlich lang. Feuillades Film
gab einen Vorgeschmack auf die narrative Komplexität, die in späteren Jahrzehnten den
Stummfilm prägen sollte.
Themen und Bedeutung: “Robert Macaire” greift
verschiedene Themen auf:
Thema | Beschreibung |
---|---|
Liebe & Betrug | Die komplizierte Beziehung zwischen Macaire und Lucienne zeigt die Ambivalenz der Liebe, die mit |
Verlangen und Verrat verbunden sein kann. | | Moral & Gesellschaft | Der Film hinterfragt die gesellschaftlichen Normen und
die Doppelmoral des
Belle Époque-Paris. Macaire stellt
sich als Antiheld dar,
dessen Charme den Betrachter in seinen Bann zieht, trotz seiner kriminellen Handlungen. | | Identität & Verwandlung | Macaires Fähigkeit, sich zu verkleiden und
andere Identitäten anzunehmen, thematisiert die
Frage nach der wahren Natur des Menschen
und
die Grenzen zwischen Realität und Fiktion. |
Fazit:
“Robert Macaire” ist ein faszinierendes Zeitdokument, das uns in die Welt
des frühen Kinos entführt. Der Film überzeugt durch seine spannende Handlung,
die herausragenden Leistungen seiner Darsteller und
Feuillades innovative
Kameraführung.
Für alle Cineasten, die sich für die Geschichte des Films interessieren
und den Charme des Stummfilms erleben möchten, ist “Robert Macaire”
eine absolute Empfehlung!